Q-Switching (Güte-Schaltung im Laser)

Q-Switching (Güte-Schaltung im Laser)

Q-Switching (Güte-Schaltung im Laser)

Was ist Q-Switching – in ganz einfach?

Q-Switching (deutsch: Güte-Schaltung) ist ein Verfahren, bei dem ein Laser seine Energie zuerst speichert und sie dann in einem sehr kurzen, sehr starken Puls abgibt. Statt „dauerhaft zu leuchten“ (Dauerstrich/CW) wird die Strahlung in Nano­sekunden-Pulsen freigesetzt. Das liefert sehr hohe Spitzenleistungen und eine hohe Energiedichte auf dem Material – perfekt für präzise Gravuren, Markierungen und feine Mikrobearbeitung. [1]

Die Idee dahinter: Die "Güte" des Resonators

Der Laserstrahl entsteht im Resonator (z. B. zwischen Spiegeln – bei Faserlasern oft mit Bragg-Gittern). Die Güte (Q) beschreibt, wie gut der Resonator Licht hält – also wie geringe Verluste er hat. Beim Q-Switching wird die Güte erst schlecht gemacht (der Resonator „blockiert“), damit sich im aktiven Medium (z. B. Ytterbium-Faser, Nd:YAG-Kristall) Energie aufbauen kann. Dann wird die Güte sehr schnell hoch geschaltet (der Resonator „öffnet“): Die gespeicherte Energie entlädt sich in einem kurzen, intensiven Puls. [2]

Aktiv vs. passiv: Zwei Wege zum Q-Switch

  • Aktives Q-Switching: Ein schneller Schalter (z. B. Akusto-optischer Modulator/AOM oder elektro-optischer Modulator/Pockels-Zelle) erhöht/senkt gezielt die Resonatorverluste. Vorteil: präzise steuerbar (Wiederholrate, Timing). Typisch für Industrielaser und viele DPSS-Systeme (Nd:YAG/Nd:YVO4). [3] [4]
  • Passives Q-Switching: Ein sättigbarer Absorber (z. B. Cr:YAG für 1064 nm) blockt das Licht, bis die Intensität hoch genug ist; dann „durchsättigt“ er, der Puls bricht durch. Vorteil: einfach, kompakt (keine Ansteuer­elektronik). Nachteil: weniger flexibel (fixe Pulsparameter). [1]

Typische Pulsgrößen & Kenndaten

  • Pulsdauer: etwa 5–500 ns (häufig 10–200 ns). [2]
  • Wiederholrate: typisch 1–200 kHz (je nach Laser & Optik). [2]
  • Pulsenergie: von einigen µJ (Faser/UV-Mikrolaser) bis mJ (Nd:YAG/CO₂). [2]
  • Spitzenleistung: PPeak = EPuls / τ. Beispiel: 0,1 mJ / 100 ns = 1 kW im Fokus (sehr hoch im Vergleich zu CW!).

Im Zusammenspiel mit Fluenz (Energie/Fläche) erklärt das, warum Q-geschaltete Laser saubere, präzise Abträge schaffen können.

Q-Switching im Vergleich zu MOPA, CW & Mode-Locking

Verfahren Pulsdauer Eigenschaften Typische Nutzung
Q-Switch ns hohe Pulsenergie, hohe PPeak, robuste Technik Industrielle Markierung, Gravur, Bohren
MOPA-Faserlaser ~2–500 ns (einstellbar) sehr flexible Pulsformung (Frequenz, Dauer, Leistung) Black Marking, feine Parameterarbeit, Farbanlassen
CW kontinuierlich keine Pulse, thermisch effizient [[CO2-Laser|CO₂]]-Schneiden, großflächiges Erwärmen
Mode-Locking ps–fs extrem kurz, sehr hohe PPeak, aufwendig Mikrobearbeitung ohne Wärmeeinfluss (High-End)

Bei welchen Lasern wird Q-Switching genutzt?

  • DPSS-Laser (Nd:YAG/Nd:YVO4) – 1064/532/355 nm: Sehr verbreitet für industrielles Markieren (Kunststoffe, Metalle), Mikrobearbeitung, Scribing. [2] [5]
  • Q-geschaltete Faserlaser (Yb-Faser, 1064 nm): Frühere „Fiber Marker“ basierten häufig auf Q-Switch-Technik; heute oft MOPA-Faserlaser (mehr Flexibilität), aber Q-Switch ist weiterhin verbreitet. [5]
  • Q-geschaltete CO₂-Laser (10,6 µm): Für kurze, höhere Peakleistungen z. B. bei Glas/Keramik-Markierung; realisiert z. B. per AOM in RF-angeregten CO₂-Resonatoren. [3]
  • Q-geschaltete UV-Laser (355 nm): Feine Markierung/Strukturierung sensibler Materialien (Elektronik, Medizin), wegen geringem Wärmeeintrag. [2]

So beeinflusst man das Ergebnis (Parameter-Praxis)

  • Frequenz (kHz): Niedrige Frequenz ⇒ mehr Energie pro Puls ⇒ tiefer/kräftiger; hohe Frequenz ⇒ glatter, aber flacher.
  • Pulsdauer (ns): Kürzer ⇒ weniger Wärmefluss, knackiger Abtrag; länger ⇒ mehr thermischer Einfluss (Anlassfarben, Schmelze).
  • Leistung/Duty Cycle: Beeinflusst mittlere Erwärmung. Zu hoch ⇒ Schmauch/Verzug; zu niedrig ⇒ kaum Wirkung.
  • Fokus/Spotgröße: Kleinerer Spot ⇒ höhere Fluenz ⇒ stärkere Wirkung; Vorsicht bei Optikbelastung ({{Schutzlinse}}!).
  • Scangeschwindigkeit & Hatch: Bestimmt den Pulsabstand/Überlappung (gleichmäßige Flächen vs. tiefer Abtrag). Siehe Hatch (Schraffur bei Lasergravuren).

Typische Anwendungen

  • Metallmarkierung & -gravur: Seriennummern, QR-Codes, Werkzeugkennzeichnung.
  • Mikrobohren & Scribing: Dünne Bleche, Keramik, Leiterplatten.
  • Kunststoff-Beschriftung: Höherer Kontrast ohne Durchbrand (je nach Polymer & Wellenlänge).
  • Oberflächenstrukturierung/Entgraten: Feine Texturen, Mattierung.
  • Reinigung/Entlackung: ns-Pulse können Oxide/Lack ablösen (materialspezifisch, Sicherheit beachten!).

Vorteile & Grenzen

  • Vorteile: Sehr hohe Peakleistung bei moderater mittlerer Leistung; robuste Technik; bewährte Industrie-Prozesse; gute Effizienz.
  • Grenzen: Pulsform/-dauer meist nicht so flexibel wie bei MOPA-Faserlasern; thermischer Einfluss höher als bei ps/fs-Lasern; Rückreflexions-Risiko bei Metallen (Optikschutz beachten!).

Sicherheit & Optikschutz

  • Hohe Spitzenleistungen ⇒ auch diffuse Laserstrahlung kann gefährlich sein. Immer passende Laserschutzbrille (nach DIN EN 207) und geschlossenes [[Lasergehäuse (Schutzgehäuse für Lasersysteme)|Gehäuse]].
  • Rückreflexionen an Metallen (bes. poliert/edel) können Galvo-Spiegel, [[Schutzlinse (Protective Window / Cover Lens)|Schutzfenster]] oder die Quelle schädigen. Schutzfenster regelmäßig prüfen/reinigen.
  • Beachte EN 60825 und OStrV/DGUV-Vorgaben; nutze Absaugung/Filter gegen Rauch & Partikel.

Beispielrechnung: Peakleistung & Fluenz

Gegeben: Pulsenergie E = 0,08 mJ, Pulsdauer τ = 80 ns, Spotdurchmesser 50 µm (Fläche A ≈ 2,0×10−5 cm²).

  • PPeak = E / τ = 0,00008 J / 80×10−9 s ≈ 1 kW.
  • Fluenz F = E / A ≈ 0,00008 J / 2,0×10−5 cm² = 4 J/cm² ⇒ meist oberhalb der Abtragsschwelle vieler Metalle.

Damit wird klar, warum Q-Switch-Pulse so wirksam sind – trotz kleiner mittlerer Leistung.

Kurz zusammengefasst

Q-Switching macht den Resonator kurz „dicht“, speichert Energie und entlädt sie dann als kurzen, intensiven Puls. Ergebnis sind ns-Pulse mit hoher Spitzenleistung – ideal für präzise Markierung, Gravur und Mikrobearbeitung. Aktive Q-Schalter (AOM/Pockels) sind flexibel und industrietauglich, passive Absorber sind kompakt und einfach. Gegenüber MOPA-Faserlasern ist Q-Switch oft weniger einstellbar, aber sehr robust und bewährt im industriellen Alltag.

Quellen

  1. RP Photonics – Q-Switching: Grundlagen & Begriffe
  2. Newport – Introduction to Q-Switched Lasers (PDF)
  3. Coherent – What is Q-Switching?
  4. Thorlabs – Pockels Cells & Electro-Optic Modulators
  5. IPG Photonics – Marking Lasers (Q-Switched & MOPA)

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