Beam Shaper / Homogenisator-Linse
Beam Shaper / Homogenisator-Linse
Was ist ein Beam Shaper oder Homogenisator?
Ein Beam Shaper (auch Homogenisator-Linse oder Strahlformer genannt) ist ein optisches Element, das die Intensitätsverteilung eines Laserstrahls gezielt verändert. Ziel ist es, aus einem typischen Gauß-förmigen Strahl (stark in der Mitte, schwach am Rand) eine gleichmäßige Energieverteilung – ein sogenanntes Top-Hat-Profil – zu erzeugen.
Das sorgt dafür, dass der Laser überall im Bearbeitungsfeld die gleiche Leistung pro Fläche hat. Besonders bei Gravuren, Schneiden oder Strukturierungen ist das entscheidend für gleichmäßige Ergebnisse.
Warum ein Laserstrahl ohne Beam Shaper ungleichmäßig ist
Jeder Laser hat eine charakteristische Strahlintensitätsverteilung. Die meisten Laser – besonders Faserlaser und Diodenlaser – erzeugen eine sogenannte Gauß-Verteilung: In der Mitte ist der Strahl am stärksten, zum Rand hin nimmt die Intensität stetig ab.
Das bedeutet: Der Laser trägt in der Mitte des Spots mehr Material ab als am Rand. Die Folge:
- Ungleichmäßige Gravurtiefe oder Schneidkante
- Überhitzung in der Mitte, Materialverfärbung
- Unruhige Oberflächen oder dunkle Flecken
Der Beam Shaper korrigiert das, indem er den Strahl „umverteilt“, also den Energieberg in der Mitte abflacht – und dafür die Ränder verstärkt.
Wie funktioniert ein Beam Shaper?
Ein Beam Shaper nutzt speziell geformte optische Oberflächen oder diffraktive Strukturen, um die Intensität des Laserstrahls gezielt zu verändern. Das geschieht ohne Licht zu verlieren – die Energie wird nur umverteilt.
- Refraktive Beam Shaper: Verwenden Linsen mit asphärischen Flächen, um die Strahlform optisch anzupassen. Präzise Glasoptiken für Hochleistungslaser.
- Diffraktive Beam Shaper (DOE): Nutzen winzige Mikrostrukturen (Beugungsmuster), um den Strahl in viele Teilstrahlen aufzuteilen, die zusammen eine gleichmäßige Intensität ergeben.
- Hybride Systeme: Kombination aus beidem – besonders bei UV- oder Femtosekundenlasern.
Das Ergebnis ist ein nahezu perfektes Top-Hat-Profil – die Energieverteilung über den Spot ist konstant, die Gravur wirkt „malerisch gleichmäßig“.
Was ist ein Top-Hat-Profil?
Das Top-Hat-Profil (englisch für „Zylinderhut“) bezeichnet eine Strahlform, bei der die Intensität innerhalb des Spots überall gleich ist – wie eine flache Hochebene.
Grafisch sieht das so aus:
- Gauß-Profil: hoher Peak in der Mitte → mehr Energie zentral
- Top-Hat-Profil: flach, gleichmäßig → gleiche Energie an jedem Punkt
Ein homogener Strahl führt zu gleichmäßiger Erwärmung und präziser Materialbearbeitung. Besonders bei Metallen und empfindlichen Materialien (z. B. Glas, Kunststoffe, Gold) sind Unterschiede in der Strahlform sofort sichtbar.
Einsatzgebiete von Beam Shapern
- Faserlaser-Gravuren: Gleichmäßige Tiefen über große Flächen.
- Laserbeschriftung: Klare, homogene Schwarz- oder Anlassmarken ohne dunkle Ränder.
- Laserschneiden: Gleichmäßige Schneidkante, keine Brandspuren.
- 3D-Mikrobearbeitung: Präzise Kontrolle über Energieverteilung bei Femtosekundenlasern.
- Halbleiterfertigung / Medizin: Gleichmäßige Pulsenergie wichtig für Reproduzierbarkeit.
Typische Anwendungen nach Laserart
Laserart | Warum Beam Shaper? | Beispiel |
---|---|---|
Faserlaser | Gleichmäßige Gravur, kontrollierte Tiefen | Metallgravuren, Black Marking, Tiefengravur |
Diodenlaser | Kompensation der elliptischen Strahlform | Präzisionsgravur, Holz/Plastikbeschriftung |
CO2-Laser | Bessere Kanten beim Schneiden, gleichmäßige Erwärmung | Acryl- oder Holzschnitt |
UV-Laser | Vermeidung von Überhitzung bei empfindlichen Materialien | PCB-Markierung, Kunststoffbeschriftung |
Beam Shaper vs. Homogenisator – der Unterschied
Oft werden beide Begriffe synonym verwendet, aber technisch gesehen:
- Beam Shaper: formt die Strahlverteilung gezielt um (z. B. Gauß → Top-Hat).
- Homogenisator: mischt und überlagert den Strahl, um lokale Unterschiede zu glätten (z. B. durch Mikrolinsen oder Streuplatten).
Beide Systeme führen zu einem homogeneren Strahl – der Shaper aktiv durch Umformung, der Homogenisator passiv durch Streuung oder Überlagerung.
Aufbau und Integration im Lasersystem
Ein Beam Shaper wird meist vor der Feldlinse eingebaut, oft direkt nach dem Beam Expander / Kollimator.
Typischer Aufbau:
- Laserquelle →
- Kollimator (macht den Strahl parallel) →
- Beam Shaper (formt das Intensitätsprofil) →
- Galvoscanner / Galvo-Kopf →
- Feldlinse → Werkstück
Bei CO2-Laser– oder Diodenlaser-Gantry-Systemen kann der Beam Shaper auch im Strahlengang zwischen Spiegeln und Fokussierlinse sitzen.
Vorteile in der Praxis
- Gleichmäßige Gravuren: Keine hellen oder dunklen Zonen.
- Konstante Materialabtragung: Perfekt für Flächenfüllungen oder Hatch-Muster.
- Reduzierte thermische Belastung: Weniger Überhitzung, weniger Oxidation oder Anlassfarben.
- Bessere Wiederholbarkeit: Gleiche Ergebnisse bei gleicher Leistung und Fokuslage.
- Längere Lebensdauer der Optiken: Gleichmäßige Belastung reduziert Hotspots.
Grenzen und Nachteile
- Kosten: Präzisionsoptiken, besonders DOE-Shaper, sind teuer.
- Empfindlich: Mikrostrukturen anfällig für Staub oder Kratzer.
- Justage erforderlich: Schon kleine Versätze verschlechtern die Homogenität.
- Feste Parameter: Die meisten Shaper sind für eine bestimmte Wellenlänge und Strahldurchmesser berechnet.
Pflege und Wartung
- Reinigung: Nur mit sauberer, trockener Luft abblasen, keine Lösungsmittel auf DOE-Strukturen!
- Montage: Spannungsfrei, mit korrekter Ausrichtung zur Strahlachse.
- Umgebung: Staubarme, vibrationsarme Montage – z. B. in geschlossenen Scan-Köpfen.
- Inspektion: Regelmäßig auf matte Stellen oder Rückreflexionen prüfen – Zeichen für Verschmutzung.
Kurz zusammengefasst
Ein Beam Shaper oder Homogenisator verteilt die Laserenergie gleichmäßig über den Spot. Das verbessert Gravur- und Schneidqualität, verhindert Hotspots und sorgt für gleichmäßige Tiefen und Farben. Besonders bei Faser-, Dioden- und UV-Lasern ist er der Schlüssel zu professionellen, reproduzierbaren Ergebnissen. Für industrielle Präzision ist der Beam Shaper heute Standard in hochwertigen Systemen.