UV-Laser (355 nm & tiefer)

UV-Laser (355 nm & tiefer)

UV-Laser (355 nm & tiefer)

Was ist ein UV-Laser – einfach erklärt

Ein UV-Laser sendet ultraviolettes Licht, meist bei etwa 355 nm (nahes UV). Es gibt auch tieferes UV wie 266 nm oder 213 nm. Im Vergleich zu Faserlasern (1064 nm) oder CO2-Lasern (10,6 µm) hat UV viel kürzere Wellenlängen. Dadurch werden feinere Laserpunkte möglich und viele Materialien – vor allem Kunststoffe, Glas und Keramikabsorbieren das Licht deutlich besser.[1]

Wichtig: UV-Laser „arbeiten“ oft kälter – die Energie bricht chemische Bindungen (photochemisch), statt alles stark zu erhitzen. Deshalb spricht man bei UV-Bearbeitung häufig von kalter Ablation mit kleiner Wärmeeinflusszone (HAZ).[2]

Wie entsteht UV-Laserlicht?

Am verbreitetsten sind DPSS-UV-Laser (diode-gepumpte Festkörperlaser): Aus einem IR-Festkörperlaser (z. B. Nd:YAG 1064 nm) wird mittels nichtlinearer Kristalle die Wellenlänge umgewandelt (Frequenzvervielfachung):

  • 1064 nm → Verdopplung → 532 nm (grün)
  • 532 nm → Verdreifachung → 355 nm (UV)
  • Weiter möglich: 266 nm (4. Harmonische) oder 213 nm (5. Harmonische)

Alternativ gibt es violette/UV-Diodenlaser (~375–405 nm), die aber nicht die typischen 355-nm-UV-DPSS ersetzen. Für feinste Mikrobearbeitung existieren auch Pikosekunden- und Femtosekunden-UV-Laser mit besonders „kalter“ Wechselwirkung.[1][2]

Warum sind UV-Laser so präzise?

  • Kürzere Wellenlänge → kleinerer Spot: Je kürzer die Wellenlänge, desto kleiner der Fokuspunkt bei gleicher Optik. Das ermöglicht Mikrotexte, feine Logos und sehr dünne Linien.[3]
  • Photochemische Ablation: Viele Kunststoffe und Glas absorbieren UV sehr gut. Die Oberfläche wird abgetragen oder aufgeraut, ohne großflächig zu schmelzen – saubere Kanten, wenig Aufwurf.
  • Geringe Wärme: Die Wärmeeinflusszone ist klein – weniger Verzug, keine Brandränder, keine verfärbten Ränder wie bei längeren Wellenlängen.

UV-Laser vs. CO₂-, Faser- und Diodenlaser

Eigenschaft UV-Laser (355 nm) Faser (1064 nm) CO₂ (10,6 µm) Dioden (450–455 nm)
Spotgröße / Detail Sehr klein → Top-Detail Klein Größer Mittel
Wärmeeinfluss Sehr gering (kalt) Mittel Hoch Mittel
Materialabsorption Glas, Kunststoffe, Keramik Metalle (sehr gut), Kunststoffe teils schwierig Organik (Holz, Acryl, Leder), Glas schwieriger Organik/Anstriche, weniger präzise
Typische Anwendung Mikromarkieren, Elektronik, Medizintechnik, Glas Metallgravur, Anlassfarben, Tiefengravur Schneiden/Gravur organischer Stoffe, Acryl Einsteigergravuren, einfache Markierung
Durchsatz Eher langsam (geringe Leistung) Schnell bis sehr schnell Schnell (viel Leistung verfügbar) Langsam bis mittel
Kosten Hoch Mittel bis hoch Mittel Niedrig

Typische Anwendungen (mit Beispielen)

  • Kunststoffmarkierung in hoher Qualität: kontrastreiche, helle/dunkle Beschriftung ohne Ruß/Brand (ABS, PC, PEI, PEEK, PPSU). Seriennummern, Barcodes, UDI auf Medizinprodukten.[2]
  • Glas & Quarzglas: feine, matte Markierungen auf Flaschen, Labor-Glas, Smartphone-Glas mit minimalen Mikrorissen (im Vergleich zu CO₂).[3]
  • Elektronik & Leiterplatten (PCB): Markieren von Lötstopplacken, Bauteilen, IC-Gehäusen; Mikrobohrungen in Polymeren und Dünnschichten (z. B. ITO-Ablation).
  • Keramik & Silizium: Mikroschrift, Strukturierung, rückstandsarme Gravuren.
  • Verpackung & Sicherheit: fälschungssichere, feine Kennzeichnungen, die nicht abreibbar sind.

Vorteile von UV-Lasern

  • Sehr feine Details durch kleinen Fokus – ideal für Mikroschrift, QR-Codes mit hoher Dichte.
  • „Kalte“ Bearbeitung: kaum Aufschmelzen, saubere Kanten, minimaler Wärmeeinfluss.
  • Hoher Kontrast auf vielen Kunststoffen ohne Additive (keine Rußbildung nötig).
  • Markiert Glas und transparente Polymere, die bei 1064 nm/10,6 µm schlecht absorbieren.
  • Geringe Nacharbeit: weniger Reinigung/Entgraten.

Nachteile / Grenzen

  • Weniger Leistung (typ. 3–15 W) → langsamer bei großflächiger Bearbeitung.
  • Höhere Anschaffungskosten (Quelle & Optik) und anspruchsvollere Wartung.
  • Optik-Alterung (UV-„Solarisation“): Standardgläser vergilben/verlieren Transmission → man braucht hochwertige Quarz-Optiken und UV-taugliche Beschichtungen.[3]
  • Metall-Tiefengravur: möglich, aber ineffizient. Für Tiefe ist der Faserlaser deutlich schneller.
  • Komplexere Quelle (Harmonik-Kristalle) → empfindlicher gegen Verschmutzung/Fehlausrichtung.

Materialverhalten (Laienfreundlich)

  • Kunststoffe: UV wird stark geschluckt → Oberfläche „kreidet“/rauht auf → heller Kontrast ohne Brand. Beispiele: ABS-Gehäuse, Spritzgussteile, medizinische Kunststoffe.
  • Glas: UV-Absorption ermöglicht feine, matte Markierung mit wenigen Mikrorissen (sauberer als CO₂, das eher mit Mikrobrüchen arbeitet).
  • Keramik/Silizium: gut markierbar/strukturierbar; geringe Wärmerisse.
  • Metalle: Oberflächliche Markierung/Schwarzmarkierung teils möglich, aber Tiefengravur ist langsamer als mit 1064 nm.

Galvo-Systeme & Optik bei UV

UV-Laser werden fast immer mit einem Galvoscanner / Galvo-Kopf und einer passenden F-Theta-Linse betrieben. Wichtig:

  • UV-taugliche Linsen (Quarz/Fused Silica) und Spiegel – Standard-IR-Optiken sind ungeeignet.
  • Schutzfenster (UV-Grade) vor der Linse sauber halten – UV verschmutzt Optiken schnell und kann Beschichtungen schädigen.
  • Beam-Expander sinnvoll, um den Spot am Werkstück zu optimieren (klein & scharf) und die Linse zu schonen.

Parameter-Gefühl (Startwerte)

Die optimale Einstellung hängt stark von Quelle, Linse und Material ab. Für erste Tests (355 nm Galvo):

  • Kunststoffe (ABS/PC): Frequenz 50–150 kHz, mittlere Leistung, Scan 500–1500 mm/s, Hatch 0,03–0,06 mm → Ziel: Kontrast ohne Ruß.
  • Glas: Frequenz 20–100 kHz, geringe Leistung, langsamer Scan 100–500 mm/s, ggf. leicht defokussieren für homogenes Mattieren.
  • Keramik/Silizium: 50–200 kHz, mittlere Leistung, 300–1200 mm/s, feiner Hatch 0,02–0,05 mm.

Hinweis: UV-Laser reagieren empfindlich auf Fokus und Sauberkeit der Optik. Regelmäßig prüfen!

Betrieb, Wartung & Lebensdauer

  • Sauberkeit: Staub/Schmutz an Linse/Schutzglas führt bei UV schnell zu Beschädigungen (Hotspots). Nur mit Reinst-Isopropanol und Linsenpapier reinigen.
  • Kühlung: Viele UV-Quellen sind luftgekühlt, leistungsstärkere wassergekühlt – siehe Kühlung (Wasserkühlung / TEC).
  • Optiken tauschen: UV-Optiken altern schneller als IR-Optiken; Einplanen von Ersatz-Schutzfenstern lohnt sich.
  • Interlock & Einhausung: UV ist unsichtbar – eine geschlossene, matte Einhausung schützt Personal und Optik.

Sicherheit (sehr wichtig!)

  • Unsichtbare Strahlung: 355 nm ist für das Auge unsichtbar – direkte und diffuse Reflexionen sind gefährlich. Immer passende Laserschutzbrille mit hoher optischer Dichte (OD) für 355 nm nutzen und Laserklasse beachten.
  • Haut & Augen: UV kann Haut und Hornhaut schädigen. Geschlossene Einhausung mit Sichtfenster für 355 nm zertifiziert verwenden.
  • Rauch & Partikel: Auch bei „kalter“ Ablation entstehen Partikel/Gase → Absaugung & Filter sind Pflicht. PVC nicht lasern!

Wann ist ein UV-Laser die richtige Wahl?

  • Wenn du Kunststoffe mit hohem Kontrast und ohne Ruß markieren willst.
  • Wenn du Glas, Quarz oder Keramik fein mattieren/markieren möchtest.
  • Wenn du in der Elektronik sehr kleine, präzise Codes/Logos brauchst.
  • Wenn die Wärmeeinflusszone extrem klein sein muss (Formteile, dünne Folien, empfindliche Bauteile).

Nicht ideal, wenn du Metalle tief gravieren oder große Flächen schnell abtragen willst – dafür ist ein Faserlaser meist die bessere Wahl.

Kurz zusammengefasst

UV-Laser (typisch 355 nm) liefern feinste Markierungen mit minimaler Wärme – perfekt für Kunststoffe, Glas, Keramik und Elektronik. Sie sind teurer und langsamer als viele IR-Systeme, überzeugen aber mit Präzision, Kontrast und Materialvielfalt. Mit sauberer Optik, passender Kühlung, guter Absaugung/Filter und korrekter Laserschutzbrille sind sie ein Schlüsselwerkzeug für Mikromarkierungen.

Quellen

  1. Wikipedia – Ultraviolettlaser (DE)
  2. Edmund Optics – Ultraviolet (UV) Lasers
  3. Thorlabs – UV-Optiken & Materialien
  4. TRUMPF – Laserbeschriften (inkl. UV-Anwendungen)
  5. RP Photonics – Ultraviolet Lasers

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