Telezentrische Linse
Telezentrische Linse
Was ist eine telezentrische Linse?
Eine telezentrische Linse ist eine spezielle Variante der Feldlinse (F-Theta-Linse), die dafür sorgt, dass der Laserstrahl unabhängig von der Position im Arbeitsfeld senkrecht auf die Oberfläche trifft. Das bedeutet: Egal ob der Laser in der Mitte oder am Rand graviert – der Strahl fällt immer im 90°-Winkel auf das Werkstück.
Dadurch werden Verzerrungen, Fokusfehler und Schrägschnitte vermieden. Das ist vor allem bei präzisen Tiefengravuren, Bohrungen, Strukturierungen und Mikromarkierungen extrem wichtig.
Wie funktioniert eine telezentrische Linse?
Bei normalen [[Feldlinsen]] ändert sich der Einfallswinkel des Laserstrahls über das Scan-Feld: In der Mitte fällt er senkrecht ein, am Rand jedoch schräg. Dadurch wird die Gravur am Rand leicht verzerrt oder weniger tief.
Eine telezentrische Linse korrigiert diesen Effekt mit einer zusätzlichen optischen Kompensation. Sie lenkt den Strahl so um, dass er auch am Rand parallel zur optischen Achse bleibt. Das Ergebnis ist ein telezentrisches (winkelstabiles) Strahlprofil.
Das wird durch aufwendige mehrlinsige Systeme erreicht, die teils große Durchmesser haben und exakt auf den verwendeten Laser und die Scanoptik abgestimmt sind.
Vorteile einer telezentrischen Linse
- Präzise Tiefengravuren: Der Laserstrahl trifft senkrecht auf, wodurch jede Schicht gleichmäßig tief abgetragen wird.
- Gleichmäßige Gravurtiefe: Keine schrägen Gravuren an den Rändern des Arbeitsfeldes.
- Maßhaltigkeit: Ideal für Bohrungen, Mikrostrukturen, Leiterbahnen oder Gravuren mit hohen Toleranzanforderungen.
- Bessere Oberflächenqualität: Kein Unterschied zwischen Zentrum und Rand – gleichmäßige Energieverteilung.
- Weniger Nachbearbeitung: Durch gleichmäßige Tiefe und Kantenqualität spart man Zeit.
Nachteile und Grenzen
- Teurer: Telezentrische Linsen sind deutlich aufwendiger in der Herstellung und teurer als Standard-F-Theta-Linsen.
- Schwerer und größer: Wegen der zusätzlichen Linsenelemente sind sie sperriger – oft doppelt so lang oder breit.
- Kleineres Arbeitsfeld: Durch die telezentrische Korrektur ist das nutzbare Scan-Feld kleiner als bei normalen Feldlinsen.
- Höhere Justageanforderungen: Die Linse muss exakt mit dem Galvo und der Werkstückebene ausgerichtet sein.
Wann lohnt sich eine telezentrische Linse?
Telezentrische Linsen werden eingesetzt, wenn es auf höchste Präzision und konstante Gravurtiefe ankommt. Typische Anwendungen:
- 3D-Tiefengravuren auf Metall oder Kunststoff
- Präzisionsgravuren in Uhren- und Schmuckindustrie
- Markierungen auf unebenen Oberflächen (z. B. Leiterplatten, Werkzeuge)
- Mikrobohrungen oder Strukturen im Sub-Millimeter-Bereich
- Optische Bauteile, bei denen senkrechter Einfall zwingend nötig ist
Für einfache Beschriftungen oder Flachgravuren reicht dagegen eine Standard-Feldlinse.
Telezentrische Linse vs. Standard-Feldlinse
Eigenschaft | F-Theta-Linse | Telezentrische Linse |
---|---|---|
Einfallswinkel | variabel über das Feld | immer senkrecht |
Gravurtiefe | am Rand flacher | überall gleich tief |
Scan-Feldgröße | größer | kleiner |
Preis | niedriger | deutlich höher |
Gewicht/Größe | kompakt | massiver, aufwendiger Aufbau |
Wichtige technische Kennwerte
- Brennweite: meist zwischen F100–F210 mm.
- Scan-Feld: kleiner als bei normaler Linse (z. B. 70×70 mm statt 100×100 mm).
- Spotgröße: etwas größer, da zusätzliche Optik leicht streut – aber gleichmäßig.
- Beschichtung: abgestimmt auf Laserwellenlänge (1064 nm, 532 nm, 355 nm, 10.6 µm).
- Transmission: typ. 98–99 % bei hochwertigen Linsen.
Tipps zur Auswahl und Justage
- Nur verwenden, wenn du präzise Tiefengravuren oder Bohrungen brauchst.
- Achte auf richtige Wellenlänge – UV-, Faser- und CO₂-Laser brauchen unterschiedliche Beschichtungen.
- Linse exakt auf die Galvo-Optik und das Arbeitsfeld kalibrieren (in der Software z. B. EZCAD „Field Correction“).
- Fokusabstand genau einstellen – Telezentrische Linsen verzeihen keine Abweichung!
- Nie mit Druckluft oder Alkohol reinigen – empfindliche Mehrschichtbeschichtung!
Praxisbeispiel
Ein Schmuckhersteller nutzt einen 60-W-Faserlaser mit einer telezentrischen F160-Linse, um feine Gravuren in Goldringen zu erzeugen. Der senkrechte Einfall sorgt dafür, dass jede Gravurlinie gleich tief ist, auch bei gebogenen Oberflächen. Das Ergebnis: gleichmäßige Lichtreflexion und perfekt saubere Kanten – etwas, was mit einer normalen Linse nicht erreichbar wäre.
Kurz zusammengefasst
Die telezentrische Linse ist eine Speziallinse, die den Laserstrahl über das gesamte Arbeitsfeld senkrecht auf das Werkstück richtet. Sie ermöglicht exakte Tiefengravuren, präzise Schnitte und gleichmäßige Ergebnisse – besonders wichtig bei hochwertigen Industriegravuren, Schmuck, Medizin- oder Elektronikbauteilen. Sie ist teurer und komplexer, aber für höchste Genauigkeit unverzichtbar.