Strahlqualität (M²-Wert)
Strahlqualität (M²-Wert)
Was bedeutet der M²-Wert?
Der M²-Wert (gesprochen „M-Quadrat“) ist ein Maß für die Strahlqualität eines Lasers. Er sagt aus, wie nah ein realer Laserstrahl am idealen (beugungsbegrenzten) Gauß-Strahl liegt. M² = 1 wäre perfekt; reale Laser haben M² > 1. Je kleiner der M²-Wert, desto enger fokussierbar ist der Strahl und desto geringer ist seine Aufweitung (Divergenz).[1][2]
Warum ist das wichtig? (Einfach erklärt)
- Kleinerer Fokus = dünnere Linien und schmalere Schnittfuge (Kerf).[3]
- Weniger Divergenz = der Strahl bleibt über längere Strecken enger → größere Schärfentiefe (nützlich bei dicken Materialien).[4]
- Höhere Leistungsdichte im Brennfleck = schneller schneiden, tiefer gravieren, sicherer ankoppeln (insbesondere bei Metallen).[3]
Merksatz: Kleines M² bedeutet präziser, schneller, stabiler – sofern die übrigen Parameter (Leistung, Wellenlänge, Optik) passen.
Zwei Begriffe, die oft mit M² genannt werden
- Divergenz: Wie schnell der Strahl „auseinanderläuft“. Ein hoher M² erhöht die Divergenz.[2]
- BPP (Beam Parameter Product): Produkt aus Strahlradius im Fokus und Divergenz. Je kleiner BPP, desto besser die Strahlqualität. Zusammenhang: BPP ≈ (M² · λ) / π. Hersteller geben oft BPP in mm·mrad an.[1]
Faustregeln statt Formeln
- Spotgröße ~ M²: Verdoppelt sich M², wird der kleinstmögliche Fokus ungefähr doppelt so groß (bei gleicher Optik).
- Schärfentiefe ~ 1/M²: Je kleiner M², desto „länger“ bleibt der Spot scharf (größere Toleranz gegen Fokusfehler).
- Prozessfenster: Besseres M² verzeiht kleine Höhenunterschiede und Materialwelligkeit eher.
Beispiel mit Zahlen (leicht nachvollziehbar)
Angenommen, ein Faserlaser (λ ≈ 1064 nm) wird mit derselben Linse betrieben:
- M² = 1,1 (nahe Singlemode): Spotdurchmesser ≈ 30 µm (Beispiel).
- M² = 3,0 (multimode): Spotdurchmesser wird etwa 3,0/1,1 ≈ 2,7-mal größer → ≈ 80 µm.
Praktisch heißt das: Mit M² = 1,1 sind feine Gravuren möglich; mit M² = 3,0 ist der Fokus größer, dafür kann es z. B. beim Schweißen hilfreich sein, wenn man eine etwas größere „Energieverteilung“ wünscht.[3]
Typische M²-Werte verschiedener Laser
Laser | Typische M² | Kommentar |
---|---|---|
Singlemode-Faserlaser (Yb) | ≈ 1,05–1,3 | Sehr feiner Fokus, ideal zum Markieren/Feinschneiden. |
Multimode-Faserlaser | ≈ 2–5 (oder mehr) | Größerer Spot, oft bei höheren Leistungen/Schweißen. |
RF-angeregte CO2-Laser | ≈ 1,2–1,5 | Gute Strahlqualität für Acryl/Organik. |
Glasröhren-CO₂ (z. B. K40) | ≈ 2–4 | Einfacher Aufbau, Strahlqualität variiert. |
Diodenlaser (Einzelemitter) | stark achsenabhängig | Fast/Slow-Axis sehr unterschiedlich; oft asymmetrischer Spot. |
Hinweis: Dioden haben zwei M²-Werte (schnelle/langsame Achse). Deshalb sind Kollimatoren/Beam-Shaper wichtig.[5]
Wie wird M² gemessen?
Die Messung erfolgt nach ISO 11146. Man misst den Strahldurchmesser an vielen Positionen entlang der Ausbreitungsrichtung („Strahlkegel“/Caustic) und berechnet daraus M², Divergenz und Fokuslage. Praktisch nutzt man dafür z. B. Kameraprofiler und Scan-Verfahren. Für Anwender reicht meist: M² und/oder BPP aus dem Datenblatt vergleichen.[2]
Einfluss auf die Praxis (Schneiden, Gravieren, Schweißen)
- Schneiden (z. B. Holz/Acryl mit CO₂, Metall mit Faser): Kleines M² → schmale Fuge, hohe Geschwindigkeit, saubere Kanten; bei dickem Material hilft zusätzlich eine passende Air-Assist/Gasführung.
- Gravieren/Markieren: Kleiner Spot = höhere Auflösung, feine Details, klare Kanten. Für „Black Marking“ auf Edelstahl ist meist gute Strahlqualität + angepasste Pulsdauer nötig.
- Schweißen/Härten: Manchmal ist nicht der kleinste Spot gewünscht; ein etwas größeres M² bzw. gezielte Defokussierung kann eine breitere Naht/homogenere Erwärmung liefern.
Wie beeinflusse ich die Strahlqualität?
- Laserquelle wählen: Singlemode-Faserlaser für bestmögliches M²; Multimode liefert mehr Leistung, aber größeren Spot.
- Optik & Justage: Saubere Optiken und korrekte Ausrichtung sind entscheidend – verschmutzte Linsen verschlechtern die Qualität.
- Beam-Expander/Kollimator: Ein größerer Eingangsstrahl kann den fokussierten Spot verkleinern (bei gegebener Optik), M² selbst bleibt aber Eigenschaft der Quelle.[4]
- MOPA-Faserlaser: Erlaubt Feinabstimmung von Pulsform/Frequenz; M² kommt primär von der Quelle/Faser, MOPA ändert eher die zeitliche Leistung.
Häufige Irrtümer
- „Mehr Watt löst alles“: Ohne gutes M² kann auch ein starker Laser unsaubere Kanten liefern.
- „Ein Beam-Expander verbessert M²“: Er verändert Geometrie (Spot/Divergenz), aber nicht die Strahlqualität der Quelle.
- „Alle Dioden sind gleich“: Dioden haben unterschiedliche M² in zwei Achsen; ohne Korrektur bleibt der Spot elliptisch/streifenförmig.
Sicherheit
Bessere Strahlqualität bedeutet oft geringere Divergenz und damit auch über größere Entfernungen noch hohe Intensität. Das erhöht das Risiko für Augen – besonders bei unsichtbarem IR (z. B. 1064 nm). Deshalb: passende Laserschutzbrille, geschlossene Einhausung und Beachtung der Laserklasse.[6]
Kurz zusammengefasst
Der M²-Wert ist der Qualitäts-Index eines Laserstrahls. Kleines M² heißt kleinerer Fokus, weniger Aufweitung und höhere Leistungsdichte – ideal für feine Gravuren und saubere Schnitte. Für industrielle Anwendungen bestimmt M² zusammen mit Wellenlänge, Leistung und Optik, wie gut ein Laserprozess funktioniert.
Quellen
- Edmund Optics – Laserstrahlparameter (M², BPP, Divergenz)
- Thorlabs – Beam Quality, M² und ISO 11146
- TRUMPF – Lasergrundlagen & Strahlparameter in der Praxis
- RP Photonics – Beam Quality & Beam Parameter Product
- RP Photonics – Laser-Dioden (Asymmetrie Fast/Slow-Axis)
- BG ETEM – Lasersicherheit (Gefährdung & Schutz)