Filter

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Warum Filter beim Lasern unverzichtbar sind

Beim Lasern entstehen Rauch, Feinstaub, Ultrafeinstaub (Nanopartikel) sowie Gase/VOCs (z. B. aus Harzen, Lacken, Klebern). Manche Materialien setzen reizende oder korrosive Gase frei. Filter machen die Absaugung erst wirksam: Sie halten Partikel zurück und neutralisieren Gerüche/Gase. Ohne passende Filter gelangen Schadstoffe in den Raum, belasten die Gesundheit und verschmutzen Optik und Mechanik. [1][2]

Wichtig: Absaugung = Luft abgreifen und bewegen. Filter = Luft reinigen. Beides gehört zusammen.

Gefährdungen durch Laserrauch – in einfach

  • Partikel (PM10, PM2,5, UFP): dringen tief in die Lunge ein.
  • VOCs/Gase: Gerüche, Reizungen, Kopfschmerz; teils gesundheitsschädlich.
  • Korrosive Gase (z. B. HCl/HF): greifen Metallteile und Optik an (z. B. bei chlorhaltigen Kunststoffen). PVC grundsätzlich nicht lasern!

Darum: Nur geeignete Materialien verarbeiten und die richtige Filterkette einsetzen. [2]

Das Filter-Baukastenprinzip (mehrstufig)

Wirksame Anlagen nutzen mehrere Stufen, denn ein Filtertyp kann selten alles:

  1. Vorabscheider (Funken-/Partikelfänger, Metallgaze, Zyklon): fängt grobe Funken und Späne ab und schützt die Feinfilter vor Brand/Überlast.
  2. Vorfilter (ISO 16890: ePM10/ePM2,5): hält grobe/feinere Stäube zurück, verlängert die Lebensdauer der HEPA-Stufe. [3]
  3. HEPA/ULPA (EN 1822: H13/H14, U15…): fängt ultrafeine Partikel >99,95 % (H13)/>99,995 % (H14) ab. [4]
  4. Sorptionsstufe: Aktivkohle (Gerüche/VOCs) und/oder Chemisorbens (z. B. KMnO4, alkalische Medien) gegen spezielle Gase wie Säuren, Aldehyde. [5]

Nur die richtige Kombination macht die Luft wirklich sauber.

Filterklassen verständlich erklärt

  • ISO 16890 (ePM-Klassen): bewertet Grob-/Feinstaub (ePM10/ePM2,5/ePM1). Das sind Vorfilter in Laseranlagen. [3]
  • EN 1822 (HEPA/ULPA): H13/H14 für sehr hohe Abscheidung ultrafeiner Partikel. Standard für Laserrauch. [4]
  • Aktivkohle: bindet VOCs/Gerüche durch Adsorption. Funktioniert nicht gegen alle Gase gleich gut (polare/unpolare!). [5]
  • Chemisorbens: Medien mit chemischer Reaktion (z. B. Kaliumpermanganat, alkalische Sorbentien) gegen Säuren, Schwefel-/Stickoxide, Aldehyde. [5]

Typische Filterketten – je nach Lasertyp und Material

Anwendung Empfohlene Kette Hinweise
CO2-Laser auf Holz/Acryl/Leder Vorabscheider → Vorfilter (ePM1) → HEPA (H13/H14) → Aktivkohle Viel Rauch und Geruch; HEPA + Kohle Pflicht.
Faserlaser Metallgravur/-schnitt Funkenfänger/Zyklon → Vorfilter → HEPA (H13/H14) Metalloxide sind sehr fein; Sorptionsstufe optional (wenig Geruch).
Diodenlaser Holz/Kunststoff Vorfilter → HEPA → Aktivkohle Ähnlich CO₂, aber meist geringere Mengen.
Kunststoffe mit Additiven/Lacken Vorfilter → HEPA → Aktivkohle + Chemisorbens Für Aldehyde/Säuren geeignetes Medium wählen.

Niemals PVC/Chlor-Materialien lasern! Es entsteht Salzsäure (HCl) und Chlorverbindungen – extrem korrosiv/gesundheitsgefährlich. [2]

Aktivkohle & Chemisorbens – was sie können (und nicht)

  • Aktivkohle bindet viele organische Dämpfe (Lösungsmittel, Gerüche). Bei hoher Luftfeuchte und polaren Gasen sinkt die Wirkung.
  • Impregnierte Kohle (z. B. mit Kaliumiodid) verbessert die Bindung spezieller Stoffe (z. B. Schwefelverbindungen).
  • KMnO4-Medien oxidieren u. a. Aldehyde, Schwefel-/Stickoxide → sinnvoll bei problematischen Kunststoffen/Farben.
  • Alkalische Medien (z. B. Natriumhydrogencarbonat) neutralisieren Säuren (HCl, HF), erfordern aber passende Auslegung & Materialverträglichkeit.

Erkennung am Ende der Lebensdauer: Gerüche kommen zurück, VOC-Sensor meldet, Differenzdruck bleibt normal (weil Sorbentien Gas binden, nicht Partikel). [5]

HEPA/ULPA korrekt einsetzen

  • Immer hinter Vorfiltern betreiben – sonst setzt HEPA sich sehr schnell zu.
  • Dichtsitz (Dichtlippen, Klemmen) prüfen – Bypässe machen den besten Filter wirkungslos.
  • Integritätstest (PAO/DOP-Test) bei hochwertigen Anlagen, besonders im Umluftbetrieb. [4]

Abluft nach außen oder Umluft – Rolle der Filter

  • Abluft: Führt Emissionen direkt ins Freie. Filter entlasten zwar, sind aber nicht zwingend – trotzdem sinnvoll, um Leitungen/Umwelt zu schonen.
  • Umluft: NUR mit vollständiger Filterkette (Vorfilter + HEPA + Sorption) und dichter Anlage. Regelmäßige Prüfungen sind Pflicht. [1]

Auswahl & Dimensionierung – so gehst du vor

  1. Materialien klären (Holz, Acryl, Metall, beschichtete Ware). Gefahrstoffe vermeiden (PVC!).
  2. Luftmenge nach Prozess/Geometrie wählen (siehe Absaugung). Filter erzeugen Druckverlust – Ventilator ausreichend dimensionieren (Reserve 20–30 %).
  3. Filterkette passend kombinieren (Partikel + Gas). Herstellerdaten zu VOCs/Gasarten beachten. [5]
  4. Wartungszugang & Dichtkonzept prüfen (Werkzeugloser Wechsel, Dichtleisten, Handschuhe).
  5. Sensorik: Differenzdruck (Partikel), VOC/TVOC (Gase), ggf. Geruch/Leistung als Plausibilitätscheck.

Betrieb & Wartung (Checkliste)

  • Differenzdruck beobachten (Manometer): Steigt er stark → Vor-/HEPA-Filter wechseln.
  • Geruch nimmt zu → Sorptionsstufe tauschen (auch wenn Differenzdruck normal ist).
  • Wechselintervalle material- und nutzungsabhängig (Wochen bis Monate). Besser zustandsorientiert statt nur nach Kalender.
  • Dichtheit nach jedem Wechsel prüfen (Rauchtest).
  • Lagern: Filter trocken, staubgeschützt, in Originalverpackung.

Sicherheit beim Filterwechsel & Entsorgung

  • PPE tragen: Handschuhe, FFP2/FFP3, Schutzbrille.
  • Filter vorsichtig herausnehmen, nicht klopfen/pressen (Staubwolke!).
  • In dichte Säcke verpacken, beschriften (z. B. „Laserstaub/Metalloxide“). Entsorgung gemäß lokalen Vorgaben (in DE: Abfallrecht/KrWG). [1]
  • Innenraum der Einheit aussaugen (Industriesauger mit HEPA), Dichtflächen reinigen.

Brand- & Explosionsschutz

  • Funkenfänger/Metallvorabscheider vor Textil-/Papierfiltern einsetzen (besonders bei Faserlaser-Metallbearbeitung).
  • Einige Filtereinheiten haben Brandmelder/Automatik-Löschung – sinnvoll bei starkem Funkenflug.
  • Aktivkohle nicht als erste Stufe nutzen (Brandrisiko durch Glut/Funken).

Häufige Irrtümer

  • „Ich rieche nichts, also ist die Luft sauber.“ Falsch – partikelfreie Luft kann trotzdem geruchlos Schadstoffe enthalten und umgekehrt.
  • „HEPA allein reicht immer.“ Falsch – HEPA kann keine Gase/Gerüche binden.
  • „Küchenhaube tut’s auch.“ Falsch – keine HEPA/Sorptionsstufe, keine Dichtheit/Prüfung.
  • „Umluft ohne Sorption ist ok.“ Falsch – Gerüche/VOCs bleiben im Raum.

Kurz zusammengefasst

Filter sind die Reinigungsfabrik der Absaugung. Eine mehrstufige Kette (Vorabscheider → Vorfilter → HEPA → Aktivkohle/Chemisorbens) schützt Menschen, Maschine und Ergebnis. Wähle Filter nach Material und Gasart, überwache Differenzdruck & VOC, arbeite dicht und entsorge Filter sicher. Nur so ist Umluftbetrieb überhaupt vertretbar.

Quellen

  1. BG ETEM – Lasern: Arbeitsschutz & Emissionen (DE)
  2. Umweltbundesamt – Feinstaub & Gesundheit (DE)
  3. ISO 16890 – Luftfilter für die allgemeine Raumluft (EN)
  4. Camfil – HEPA/ULPA & EN 1822 erklärt (DE)
  5. BOFA – Laserrauch: Absaug- & Filtertechnik (DE)
  6. TBH GmbH – Filterkonzepte für Laserbearbeitung (DE)

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