Diffuse Laserstrahlung

Diffuse Laserstrahlung

Diffuse Laserstrahlung

Was ist diffuse Laserstrahlung?

Diffuse Laserstrahlung entsteht, wenn ein Laserstrahl auf eine rauhe oder matte Oberfläche trifft und das Licht in viele Richtungen gestreut wird. Im Gegensatz zur gerichteten Laserstrahlung, die einen klaren, scharfen Strahl bildet, breitet sich diffuse Strahlung wie ein heller Fleck aus – ähnlich wie Licht, das von einer weißen Wand reflektiert wird.

Viele glauben, dass gestreutes Laserlicht harmlos ist, weil es nicht mehr so gebündelt scheint. Doch bei leistungsstarken Lasern kann auch diese diffuse Strahlung Augen und Haut gefährden. [1]

Wie entsteht diffuse Laserstrahlung?

  1. Streuung an Oberflächen: Der Laser trifft auf ein Material mit unebener oder poröser Struktur (z. B. Holz, Beton, Lack, Oxidschichten). Die einzelnen Mikroflächen reflektieren den Strahl in viele Richtungen.
  2. Partikel in der Luft: Staub, Rauch oder Dämpfe können Laserlicht ebenfalls zerstreuen und so diffuse Strahlung erzeugen.
  3. Ungewollte Reflexionen: Auch matte Werkstücke oder Ablagerungen in der Maschine können Streulicht erzeugen, das gefährlich wird, wenn es austritt.

Das Ergebnis ist kein gebündelter Strahl mehr, sondern ein diffuses Lichtfeld, das zwar schwächer, aber großflächiger ist. [2]

Warum ist diffuse Laserstrahlung gefährlich?

  • Hohe Energiedichte bleibt erhalten: Auch wenn die Energie sich verteilt, kann sie an einzelnen Punkten noch stark genug sein, um die Netzhaut zu schädigen.
  • Unsichtbare Gefahr: Besonders bei Infrarot-Lasern (z. B. 1064 nm oder 10,6 µm) sieht man die Strahlung nicht – das Auge kann sich also nicht schützen oder abwenden.
  • Große Fläche = größere Gefahr: Diffuse Reflexionen können eine ganze Werkbank oder Wand erhellen. Wer sich in der Nähe aufhält, bekommt Strahlung auch aus unerwarteten Winkeln ab.
  • Langzeitbelastung: Schon geringe, aber wiederkehrende diffuse Strahlung kann über Zeit Schäden verursachen – besonders bei offenen Lasersystemen ohne Gehäuse.

Bei Lasern der Klassen 3B und 4 ist auch die diffuse Streustrahlung potenziell gefährlich und unterliegt besonderen Sicherheitsvorschriften. [3]

Beispiel aus der Praxis

Ein Faserlaser mit 50 W hat eine so hohe Energiedichte, dass selbst der diffus reflektierte Anteil von einem matten Metallstück Augenschäden verursachen kann, wenn man hineinsieht. Das passiert, weil ein kleiner Teil der Energie immer noch kohärent genug bleibt, um fokussiert auf die Netzhaut zu wirken. [4]

Diffuse vs. gerichtete Reflexion – der Unterschied

Eigenschaft Gerichtete Reflexion Diffuse Reflexion
Oberfläche glatt, spiegelnd rau, matt
Richtung ein klarer Reflexionswinkel viele Streuwinkel
Gefahr sehr stark in eine Richtung geringer, aber großflächiger
Beispiel poliertes Metall lackierte oder sandgestrahlte Fläche

Beide Arten können gefährlich sein – die gerichtete Reflexion wirkt wie ein „zweiter Laserstrahl“, die diffuse Reflexion wie ein heller, unsichtbarer Lichtnebel.

Sicherheitsmaßnahmen gegen diffuse Laserstrahlung

  • Laserschutzbrille tragen: Immer passend zur Wellenlänge und Laserklasse. Selbst diffuse Strahlung kann das Auge schädigen.
  • Absorption statt Reflexion: Innenwände und Arbeitsbereiche mit matten, dunklen, nicht reflektierenden Materialien auskleiden (z. B. schwarze Anodisierungen oder Speziallacke).
  • Geschlossenes Gehäuse: Maschinengehäuse verhindert, dass diffuse Strahlung nach außen austritt.
  • Laserklasse beachten: Klasse 1 bedeutet: keine gefährliche diffuse Strahlung; Klasse 4: diffuse Strahlung kann gefährlich sein.
  • Keine Spiegel in der Nähe: Auch matte Metalle können unter bestimmten Winkeln gerichtete Reflexionen erzeugen.
  • Laser-Fenster und Schutzscheiben: Wenn Sichtfenster notwendig sind, müssen sie die Wellenlänge blockieren und nach DIN EN 60825 zertifiziert sein.

Besonderheiten bei verschiedenen Lasertypen

  • CO₂-Laser (10,6 µm): Diffuse Reflexionen an Holz, Acryl oder Gummi sind weniger gefährlich für die Netzhaut, da das Licht in der Hornhaut absorbiert wird – dennoch Gefahr für Haut und Brand!
  • Faserlaser (1064 nm): Diffuse Strahlung bleibt im nahen Infrarot und kann tief ins Auge eindringen – auch reflektierte Energie kann irreparable Netzhautschäden verursachen.
  • Diodenlaser (450 nm): Sichtbar, daher leichter zu erkennen, aber stark genug, um bei Dauerbestrahlung Augen und Haut zu verletzen.

Unsichtbar bedeutet nicht ungefährlich! Besonders Infrarot-Strahlung ist tückisch, weil das Auge nicht reagieren kann. [5]

Wann wird diffuse Strahlung zum Risiko?

  • Offene Laseranlagen ohne Gehäuse oder Absaugung.
  • Arbeiten an spiegelnden oder teils glänzenden Oberflächen (z. B. Messing, Edelstahl, Aluminium).
  • Unzureichende Raumabdunkelung – Streulicht wird oft unterschätzt.
  • Mehrere Laserquellen im Raum – Überlagerung diffusen Streulichts aus verschiedenen Richtungen.

Darum sind für Klasse 4-Laser immer geschlossene oder abgedeckte Arbeitsbereiche vorgeschrieben.

Kurz zusammengefasst

Diffuse Laserstrahlung ist gestreutes, ungerichtetes Laserlicht. Sie wirkt harmlos, kann aber – je nach Laserklasse und WellenlängeAugen und Haut gefährden. Besonders bei starken Faserlasern reicht schon ein diffus reflektierter Anteil aus, um Verletzungen zu verursachen. Deshalb gilt: Auch diffuse Strahlung ist Laserstrahlung und verlangt denselben Respekt wie der direkte Strahl.

Quellen

  1. Wikipedia – Laserstrahlung (Grundlagen)
  2. Laserfakten.de – Gestreute und diffuse Laserstrahlung erklärt
  3. BG ETEM – Laserstrahlung und Schutzmaßnahmen
  4. TRUMPF – Lasersicherheitstraining (Reflexion und Streustrahlung)
  5. Lasermedizin.de – Gefahren durch diffuse Laserstrahlung

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