Aktive Faser
Aktive Faser
Was ist eine aktive Faser?
Eine aktive Faser ist eine besondere Glasfaser, in deren Kern winzige Mengen seltener Erden (z. B. Erbium oder Ytterbium) eingebracht sind. Diese Dotierung macht die Faser lichtverstärkend: Mit zugeführtem Pumpricht kann sie Licht verstärken oder sogar Laserlicht erzeugen. Aktive Fasern sind das Herz von Faserlaser-Quellen und Glasfaser-Verstärkern wie [[EDFA]].[1]
Aufbau in einfachen Worten
Stell dir eine aktive Faser wie ein mehrschichtiges Haar vor:
- Kern: das Zentrum mit der Dotierung (z. B. Erbium/Ytterbium). Hier findet die Verstärkung statt.
- Mantel (Cladding): Glas mit etwas anderer Zusammensetzung, das das Licht im Kern führt.
- Beschichtung: ein schützender Überzug außen herum.
Bei Hochleistungssystemen nutzt man oft eine Doppelmantelfaser (Double-Clad): Der innere Mantel nimmt viel Pumpricht (von Diodenlaser-Modulen) auf; dieses verteilt sich und füttert den kleinen Kern, in dem die eigentliche Verstärkung passiert.[5]
So funktioniert die Verstärkung
Die Dotierstoffe können Energie speichern und bei Anregung wieder als Licht abgeben. Man pumpt die aktive Faser mit starkem Licht (typisch aus Laser-Dioden). Dadurch werden Elektronen in der Dotierung angehoben. Trifft nun Nutzlicht (das zu verstärkende Signal) auf den Kern, wird gleichphasiges Licht nachproduziert (stimulierte Emission). Ergebnis: mehr Leistung am Ausgang – im Resonator sogar Laserbetrieb.[3]
Häufige Dotierstoffe & Wellenlängen
- Erbium (Er): Verstärkung um 1,55 µm (1550 nm) – wichtig in der Telekommunikation (EDFA), weil diese Wellenlänge in Glasfasern sehr verlustarm ist.[1]
- Ytterbium (Yb): Emission grob 1,03–1,1 µm – Standard für viele Faserlaser zum Gravieren/Schneiden von Metallen.[2]
- Thulium (Tm): um 2,0 µm – interessant für Medizin und bestimmte Materialien.[3]
Das Pumpricht liegt je nach Dotierung z. B. bei ~980 nm (Erbium) oder ~915/940/976 nm (Ytterbium).[4]
Aktive vs. passive Faser
Passive Fasern leiten Licht nur weiter – wie ein transparentes Kabel. Eine aktive Faser kann Licht verstärken oder Laserlicht erzeugen, weil sie die passenden dotierten Ionen enthält. In einem Laser bilden Spiegel zusammen mit der aktiven Faser den Resonator; in einem Verstärker (z. B. [[EDFA]]) wird ein externes Signal einfach hochgezogen.[1]
Wichtige Kenngrößen (ohne Formelkram)
- Kern-Durchmesser: bestimmt, ob das Licht einmodig (sehr sauber, typ. wenige µm) oder mehrmodig geführt wird (größerer Kern, einfacher zu koppeln).
- Numerische Apertur (NA): sagt, wie stark die Faser Licht einsammelt. Höhere NA = leichter einzukoppeln, aber ggf. weniger „sauberer“ Strahl.
- Dotierkonzentration & Länge: legen fest, wie viel Absorption für das Pumpricht stattfindet und wie stark die Verstärkung ist.
- Doppelmantel ja/nein: Double-Clad ist üblich für hohe Leistungen, weil viel Pumpricht aufgenommen werden kann.[5]
Vorteile & Nachteile
- Vorteile: sehr effizient, kompakt, gute Wärmeableitung (große Oberfläche der Faser), robuste Ausrichtung (kein freier Strahl zwischen Spiegeln), skalierbar von mW bis kW.
- Nachteile: empfindlich gegen Knicken und Schmutz an den Endflächen; bei sehr hohen Leistungen sind nichtlineare Effekte und Faserschäden zu beachten; Spezialfasern sind kostenintensiv.
Für Einsteiger heißt das: aktive Fasern ermöglichen zuverlässige, wartungsarme Laser – der Aufbau ist aber Präzisionsarbeit.[2]
Typische Anwendungen
- Faserlaser (Yb): Gravieren, Markieren, Tiefengravur auf Metallen, Schweißen/Schneiden.
- [[EDFA]] (Er): Verstärker für 1550-nm-Signale in Glasfasernetzen (Internet/Telefonie).
- Medizin/Materialbearbeitung (Tm/Ho): Schneiden, Koagulieren, Spezialmaterialien.
Gemeinsam ist: die aktive Faser liefert die Verstärkung, die die Anwendung überhaupt erst möglich macht.[1]
Häufige Missverständnisse
- „Mehr Dotierung ist immer besser“: Zu viel Dotierung kann Qualität und Effizienz verschlechtern (z. B. durch Quenching).
- „Nur der Kern zählt“: Beim Double-Clad ist auch der innere Mantel wichtig – er sammelt das Pumpricht ein.
- „Aktive Faser = immer Laser“: Ohne Resonator ist sie erst mal nur ein Verstärker; Laserbetrieb braucht zusätzlich Rückkopplung.
Die richtige Gesamtauslegung entscheidet über Performance und Qualität.[3]
Sicherheit & Umgang
- Niemals in Faserenden blicken – austretendes Licht ist oft unsichtbar (IR) und gefährlich.
- Endflächen sauber halten; Staub/Schmutz kann verbrennen und die Faser zerstören.
- Faser nicht knicken oder stark biegend belasten – Bruchgefahr.
- Nur mit passender Schutzbrille arbeiten (Wellenlänge beachten).
Das gilt für Labor, Werkstatt und jede Laser-Anwendung mit aktiven Fasern.[4]
Quellen
- Wikipedia – Erbium-doped Fiber Amplifier (EDFA)
- Wikipedia – Ytterbium-doped Fiber Laser
- RP Photonics Encyclopedia – Active Fibers
- Thorlabs – Fiber Amplifiers & Safety Notes
- RP Photonics – Double-clad Fibers
- IPG Photonics – Fiber Laser Technology (Overview)